Frank Braun: Kann ich mir nachhaltige Lebensmittel leisten?

Emskirchen. Fast alle Menschen wünschen sich eine gerechte Welt, faire Preise für jedermann und eine intakte Natur. Doch beim täglichen Tun sieht es fast umgekehrt aus, die Umsetzung und konsequentes Handeln bleibt weitestgehend aus. Die Initiative „Emskirchen im Wandel“ ging diesem Phänomen auf die Spur mit der Eingangsfrage  „Kann ich mir nachhaltige Lebensmittel leisten?“.

Der Referent Frank Braun, studierter Betriebswirtschaftler und Eine Welt-Regionalpromotor aus Nürnberg ist überzeugt, dass sogar ein sparsameres und zugleich glückliches und nachhaltiges Leben möglich ist, wenn man umdenkt. So provozierte Braun und versuchte, seine These zu beweisen. Wenn die Folgekosten für umweltbelastende Anbaumethoden bereits im Warenpreis eingerechnet wären und überall auf der Welt faire Löhne gezahlt würden, ginge die Entwicklung von selbst in nachhaltigere Konsummuster. So lange dies noch nicht so ist, ist „billig“ tatsächlich oft sehr teuer, da die ökologischen, sozialen und oft gesundheitlichen Schäden auch bezahlt und erduldet werden müssen. „Fair ist, nicht billig einzukaufen, wofür andere teuer bezahlen“ so Braun.

Wo gespart werden kann? Obst auf heimischen Bäumen ernten, den Garten, Hauswand oder Balkon zum Gärtnern nutzen, auf Fertigprodukte verzichten und echte Lebensmittel direkt beim Erzeuger kaufen. Geräte wie Rasenmäher, Bohrmaschine o. ä. mit Nachbarn teilen, selber machen lernen, sich beschenken lassen und selber schenken, Nachbarschaftshilfe, die Tageszeitung teilen, das Auto (enormer Kostenfaktor) teilen oder darauf verzichten. Und natürlich weniger kaufen!

In unserer unperfekten Welt seien zahlreiche Alternativen vorhanden und können entsprechend vorgelebt werden. „Ich habe es mir abgewöhnt, Dinge zu kaufen, die ich nur selten brauche.“ Braun leiht sich gern was und verleiht auch. Dies schaffe Verbundenheit und spare Ressourcen. Auch die Zäune in der Nachbarschaft seien bei ihnen abgebaut worden und so manche Gartenfrüchte werden geteilt. „Der Verlust an Wertschätzung und Verbundenheit mit Lebensmitteln ist verantwortlich für Schäden an Mensch, Tier und Natur“. Solidarische Landwirtschaft und funktionierende Erzeuger-Verbrauchergemeinschaften sind sehr hilfreich und schaffen auch gegenseitiges Verständnis für die jeweiligen Nöte.

„Bei Ökoprodukten werde ich ja auch nur betrogen“ ist ein oft gehörter Vorwand, der hauptsächlich die eigene Bequemlichkeit rechtfertige. Betrüger gibt es natürlich in jedem Lebensbereich und Braun rät auch hier dazu, sich zu informieren und das Richtige zu tun.

Der wichtigste Aspekt ist der, dass wir zwar mit dem Verstand viel einsehen, wenn aber die Herzen nicht mitgenommen werden, handeln wir auch nicht danach. Braun definierte in der lebhaften Gesprächsrunde auch das Nachhaltigkeitsdreieck aus seiner Sicht, das nicht nur für den Bereich der Lebensmittel gelte: Achtsamkeit, Wertschätzung und Lebensfreude.

„Perfekt sein ist fast unmöglich, aber stetig besser werden geht relativ einfach“ ist eine These, die Frank Braun mehrfach durchklingen ließ.

Autor: Jürgen Osterlänger