Der große Wandel

Auszug aus einem Aufsatz von Geseko von Lüpke: „Der große Wandel“

Bei den indianischen „six nations“ der „Iriquoise“ oder „Irokesen“ gab es traditionell ein zentrales Kriterium von politischen Entscheidungen und Innovationen. Es musste darüber nachgedacht werden, welche Auswirkungen eine aktuelle Entscheidung auf die nächsten sieben Generationen haben würde. Sieben Generationen, das wären etwa 200 bis 300 Jahre.

Können wir heute so weit denken? Geht unser Vertrauen in unser heutiges Tun soweit, uns vorzustellen, wie Menschen sieben Generationen nach uns leben? Versuchen wir es. Versuchen wir darüber hinaus, einmal nicht mit Sorge und Angst in die Zukunft zu blicken, sondern versuchen wir probeweise, aus der Perspektive künftiger sieben Generationen auf unsere heutige Gegenwart zu schauen.

Wagen wir, optimistisch zu sein. Obwohl die Angst durchaus berechtigt ist, dass die Zivilisationen der Gegenwart, die nicht nachhaltig sind, nur wenig Chancen haben, die nächsten 100 Jahre zu überstehen. Vertrauen wir mal versuchsweise darauf, dass die vielen Millionen Initiativen der Gegenwart die Zukunft möglich machen. Gelingt es ihnen nicht, wird es wohl eh keine langfristige Zukunft geben.

Wenn also unsere Nachfahren dann aus einer gesunden, nachhaltigen und gerechten Welt tatsächlich zurückblicken, werden sie es mit großer Sicherheit mit Wohlwollen und Dankbarkeit tun und sich staunend Geschichten von den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts, von einer Zeit des großen Wandels erzählen.

Alles Utopie? Keineswegs! Überall auf der Welt arbeiten zahllose Menschen seit Jahren und Jahrzehnten an genau diesen Zielen und haben in kleinem Maßstab große Teile dieser Zukunft bereits verwirklicht. Diese Pioniere, die noch viel zu oft im Verborgenen am Morgen arbeiten, können längst Lösungen bereitstellen, auf die dann zurückgegriffen werden wird, wenn die Krisen der Gegenwart sich so weit verschärfen, dass auch den optimistischsten Pragmatikern des Status quo die Ideen ausgehen. Im globalen Maßstab mögen diese alternativen Entwicklungen noch kaum bemerkbar sein, doch an Ideen, an Erfahrungen und an praktischen Beispielen mangelt es nicht. Die Ansätze also sind da – nur glauben wir nicht an ihre Durchsetzungskraft.

Wer eine solche Zukunft sieben Generationen von heute für ausgeschlossen hält, muss anerkennen, dass er die Welt der Gegenwart in einer hoffnungslosen Sackgasse sieht. Grund genug, aus dieser Erkenntnis Schlüsse zu ziehen und sich an einem der kreativen Lösungsansätze zu beteiligen.

Nicht auszuschließen ist dabei, dass dieser grundlegende Wandel zu einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Welt erst möglich sein wird nach einer tiefen, existentiellen Krise der Weltwirtschaft und dem weitgehenden Zusammenbruch sozialer, politischer und ökologischer Systeme im 21. Jahrhundert.

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