Emskirchen. Was soll man tun, wenn der Akku an Kapazität verliert oder kaum noch Strom liefert? Wegwerfen und einen neuen kaufen? Am Beispiel des Konsumgutes Akku lud die Initiative Emskirchen im Wandel in Kooperation mit dem Bund Naturschutz Emskirchen ein, ein sogenanntes „Repair-Cafe“ zu versuchen. Dass die Idee auf Interesse gestoßen war, bewieß die Teilnehmerzahl. Der Emskirchener Aurach-Treff war mit 35 interessierten Personen gut gefüllt.
Repair Cafés sind ehrenamtliche Treffen, bei denen die Teilnehmer alleine oder gemeinsam mit anderen ihre kaputten Dinge reparieren. An den Orten, an denen das Repair Café stattfindet, ist Werkzeug und Material für alle möglichen Reparaturen vorhanden. Zum Beispiel für Kleidung, Möbel, elektrische Geräte, Fahrräder, Spielzeug und vieles mehr. Vor Ort sind auch Reparaturexperten zugegen: Elektriker, Schneiderinnen, Tischler und Fahrradmechanikerinnen.
So war es Emskirchen noch (?) nicht, jedoch brachte der Batterie-Experte Ralf Kruse einiges an alten Batterien und Ladegeräten mit, um vor Ort Wissenswertes weiterzugeben. Mit „gewußt wie“ kann so manche Zelle wieder aus dem Tiefschlaf geweckt werden, wenn man nur behutsam umgeht und die Chemie wieder zum Arbeiten bringt. Unabdingbar ist im richtigen Gebrauch der Akkus immer das richtige Ladegrät, welches leider nicht immer von Haus auf passend für den Akku-Typ abgestimmt ist.
Aus der Teilnehmerschaft wurden auch wertvolle Tipps weitergegeben. So stelle ein junger Mann die Internetseite „I fix it“ https://de.ifixit.com/ vor, in der zu vielen Gebrauchsgegenständen Reparaturanleitungen vom Haushaltsgerät bis zum Auto zu finden sind. Auch die geplante Obsoleszenz war ein Thema. Es bedeutet eine vom Hersteller geplante, absichtliche Verringerung der Lebensdauer von Produkten. Ein junger Teilnehmer wies hierzu auf die Internetseite „MURKS? NEIN DANKE!“ http://www.murks-nein-danke.de/murksmelden/ hin, in der sich eine stark wachsende bürgerschaftliche Bewegung dagegen formiert. Außerdem wurde bekannt, dass es einen Firma gibt, die sich dem „Akkurefresh“ von Pedelec-Akkus widmet wo auch tiefentladene Zellen wiederbelebt werden können.
Ein weiterer Teilnehmer übergab Ralf Kruse gleich eine ganze Menge von Akkus, für die er keine Verwendung mehr findet. Im Batterieschrott finden sich jede Menge Akkus, die wieder zum Leben erweckt werden können, wenn auch ohne Garantie und nicht mit der Originalkapazität, so Ralf Kruse.
In Europa werfen wir Unmengen weg. Auch Gegenstände, an denen nicht viel kaputt ist und die nach einer einfachen Reparatur problemlos wieder verwendet werden könnten. Leider ist das Reparieren bei den meisten Menschen aus der Mode gekommen. Sie wissen einfach nicht mehr, wie man Dinge repariert. Das Wissen, wie man Dinge repariert, verschwindet schnell. Wer dieses Wissen noch hat, wird von der Gesellschaft häufig nicht besonders hoch geschätzt und steht ungewollt am Rande. Das Wissen und Können dieser Menschen wird nicht oder nur sehr selten genutzt.
Repair Cafés können das ändern. Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen, zählen wieder. Es findet ein wertvoller praktischer Wissensaustausch statt. Gegenstände sind auf diese Weise länger brauchbar und werden nicht weggeworfen. Die Grundstoff- und Energiemenge, die für die Herstellung neuer Produkte erforderlich ist, wird somit gespart. Das gilt auch für die CO2-Emissionen. Denn bei der Herstellung neuer Produkte und beim Recycling von Gebrauchtgegenständen wird CO2 freigesetzt und Ressourcen verbraucht.
Das Thema ist wichtig und für eine Entwicklung zu wirklicher Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz notwendig und wird weiter verfolgt.
Hier gibt es mehr Infos zu Repair-Cafes: http://repaircafe.org/de/geschehen/repair-cafe-nurnberg-2/
Jürgen Osterlänger