No Waste – Grüner Alltag

14.7.2017 Emskirchen. „Leben ohne Müll“ war der für manche ungläubige Titel einer Veranstaltung von „Emskirchen im Wandel“. Die Referentin Anne Tieseler aus Nürnberg streifte überzeugend, ansteckend und souverän einige Beispiele aus ihrem Alltag. Die 15 Besucher wurden mit überraschend einfachen und praktische Alltagstipps angeregt, das eine oder andere selbst auszuprobieren. Sie brachte auch ihren Restmüll eines 3-köpfigen Haushaltes seit Jahresbeginn mit. Er füllte nicht mal ein Einmachglas.

Anne Tieseler (links) übt mit einer Teilnehmerin die Herstellung von Zahnpasta (Rechte Jürgen Osterlänger)

2012 hatte Anne Tieseler genug und veränderte ihr Leben: „Ich wollte etwas tun um besser und umweltverträglicher zu leben – inmitten unserer heutigen Gesellschaft. Fünf Jahre nach dieser Entscheidung führen wir weiterhin ein ganz normales Leben. Jedoch produzieren wir (fast) keinen Müll, haben mehr Zeit und Geld, denken ganzheitlich und fühlen uns gesünder und zufriedener. Wir leben einen minimalistischen, bio-veganen, zero waste Lebensstil der zu unseren Bedürfnissen passt. Wir lernen ständig dazu und freuen uns auf weitere Tipps, Fragen und Antworten. Wir wollen gemeinsam etwas bewegen, ohne auf Politik und Wirtschaft zu warten!“

Da Tieseler mit ihrem nachhaltigen Lebensstil vielerorts auf neugierige, offene Ohren stieß, fing sie 2014 an über ihren Alltag zu bloggen. Auf ihrem Online Blog http://grueneralltag.de/ gibt sie Denkanstöße und praktische Alltagstipps, die jeder sofort umsetzen kann. Seit 2017 ist „zero waste Baby“ Lars der Star der Familie. Waschbare Stoffwindeln sind natürlich selbstverständlich. Mit Freude und ganz ohne erhobenen Zeigefinger zeigte die Referentin, wie mehr Nachhaltigkeit den Alltag bereichert.

Anne Tieseler in einem Unverpackladen (Rechte Anne Tieseler)

Sie ist mit so manchen Dingen, die es so zu kaufen gibt, nicht zufrieden. Das betrifft die Inhaltsstoffe, die Wirkung, die Verpackung oder den Preis. Daher stellt sie diese selbst her, mit möglichst wenig Zutaten und Zeitaufwand.Wer Dinge selbst macht ist unabhängiger und kann sie optimal an seine eigenen Bedürfnisse anpassen was Geruch, Konsistenz und Verträglichkeit angeht.“ Um das anfängliche Rumprobieren komme man allerdings nicht herum.

Nach dem Vortrag ging es dann zum praktischen Teil. Beispielsweise wurde gemeinsam ein Deo hergestellt, was verblüffend einfach geht. Grund für das Selbermachen: schlechte Wirkung vieler Produkte, teils bedenkliche Inhaltsstoffe und teils hoher Preis von Biodeos. Trotz einfacher, natürlicher Zutaten wirke es sogar besser als die konventionellen Deos und das ganz ohne gesundheitlich bedenkliche Stoffe wie Aluminium und co. Der Geruch ist auch nicht so aufdringlich, sondern kaum wahrnehmbar nach Kokosnuss, weshalb sie sich für Frauen und Männer gleichermaßen gut eignet. Backsoda, Kokosöl und Teebaumöl wirken antibakteriell, die Maisstärke sorgt für ein tockenes Gefühl. Das Kokosöl macht das Deo nicht nur cremig, sondern pflegt die Haut auch gleichzeitig. Durch den geringen Backsodaanteil werden Hautirritationen vermieden.

Ähnlich wurde Zahnpasta hergestellt und Waschmittel aus einheimischen Kastanien. Körpercreme, Rasierschaum, Spülmittel, Shampoo können ebenso mehr oder weniger leicht zusammengemixt werden.

Auch für Kleider, Möbel, Spielsachen und Ähnlichem prüft Tieseler zunächst, ob sie wirklich gebraucht werden oder sich durch einfache Alternativen ersetzen lassen. Einiges lässt sich selbst herstellen, gebraucht kaufen, schenken, tauschen oder ausleihen. Das Schöne dieser Alternativen ist nicht nur, dass sie nachhaltig sind und Geld sparen, sondern uns auch ein Stück unabhängiger machen.

Der Zero Waste Gedanken erinnerte einige Teilnehmer an vergangene Zeiten, wo Lebenmittel noch ohne Plastik zu haben waren und die Meere auch noch nicht derart mit Plastik angereichert wie heute. Mehrere Teilnehmer mache nach Nachdenken über die großen Müllberge aller Art schon depressiv und hilflos.

Nachhaltigkeit würde auch oft als Luxus hingestellt für den wir kein Geld hätten. „Dabei ist sie eine Frage der verlagerten Denkweise und nicht des Geldbeutels.“ so Tieseler.
Es sei längst so weit, dass wir es uns global gesehen nicht mehr leisten könnten, weiterhin auf Nachhaltigkeit zu verzichten. Da wir die Welt nicht von heute auf morgen ändern können, müssen wir bei uns selbst anfangen.“

Jürgen Osterlänger